"Der Glaube an die Bedeutung der Architektur setzt nicht nur die Annahme vo-raus, dass wir an einem anderen Ort ein anderer Mensch sind, sondern auch die Überzeugung, dass es Aufgabe der Architektur ist, uns vor Augen zu füh-ren, wer wir im Idealfall wären."
Alain de Botton, Philosoph und Romancier
Kinderhospiz Bethel
"Ein Kinderhospiz ist kein Ort des Sterbens, sondern ein Ort, an dem besonders intensiv gelebt wird. "
Das als Passivhaus errichtete Kinder- und Jugendhospiz Bethel taucht direkt nach der langgezogenen Kurve auf: aus einer Gruppe kubischer Bauteile zusammengefügt, welche in radialer Struktur einen kleinen Hof umschließen. Die verschiedenen Nutzungen verteilen sich auf die einzelnen Kuben, während die gläsernen Fugen die Baustruktur gliedern und gleichzeitig Ihre Funktionen verbinden.
Der Gast betritt das Foyer im zentralen Mittelpunkt über den Spielhof.
Dem Aufenthaltsraum in der Mitte ist nach Süden eine großzügige Terrasse vorgela-gert.Im nördlichen eingeschossigen Bauteil befindet sich der Pflegebereich mit dem großzügigen Service-Point und der Spielfläche als Mittelpunkt. Die nach Osten und Westen ausgerichteten Pflegezimmer verfügen alle über eine eigene kleine Terras-se. Auch hier sorgen die gläsernen Fugen für Helligkeit und lassen fokussierte Aus- und Einblicke zu. Im Schnittpunkt der Blickachsen: der nach Südwesten ausgerichtet kleine Hof, als Spielfläche, als Ort von Gemeinschaft und Begegnung aber auch von Ruhe und Konzentration, zentriert - in einem eher disparaten Umfeld. Zum Remter-weg hin wird dieser Freiraum durch begrünte Gabionen gestützt.
Die einfache und prägnante Typologie erzielt auf Grund ihrer Struktur und Materiali-tät eine hohe ästhetische Wirkung.
Ähnlich einem Passepartout werden die Fenster teilweise mit glatten weißen Putz-flächen eingefasst. Raumhohe naturholzgerahmte Verglasungen gewähren großzü-gige Ausblicke. Schiebeläden mit Holzlamellen gliedern und schützen vor Sonne und ungewollten Einblicken.
Es entstand ein unverwechselbar identitätsstiftender Neubau mit authentischer Ge-stalt. Durch Klarheit und Reduktion tritt dieses Ensembles der überschwappenden Flut von Bildern aus Medien, Werbung und gestalterischen Beliebigkeit großen Tei-len unserer gebauten Umwelt entgegen.
Ein unverwechselbares Haus - an den Aufenthalt dort erinnert man sich gerne.
Bielefeld im August 2014
Michael Pappert - Architekten Pappert + Weichynik, Detmolder Str. 98, 33604 Bielefeld